Gross Glienicker See als Grundwasserspeicher nutzen – Einleitung von Havelwasser oder geklärtem Abwasser sinnvoll

(Foto: Ortsbeirat Groß Glienicke)

16.08.2025

Was immer unterschlagen, oder gelinde gesagt, vergessen wird, ist die Tatsache, dass in Deutschland 8,3 Milliarden m³ gereinigtes Abwasser (fast Trinkwasserqualität) im Jahr in die Nord- und Ostsee gepumpt werden. Abwasser lässt sich reinigen und lokal versickern. Dadurch bleibt es in der Region und hilft, den Grundwasserspiegel zu stabilisieren. Auch der Grundwasserspiegel rund um unsere Seen könnte so beeinflusst werden. Der Groß Glienicker See ist ein grundwassergespeister See. Sein Wasserstand ist identisch mit dem Grundwasserspiegel in Seenähe. Die Einleitung von gereinigtem Abwasser (oder auch Havelwasser) würde dem See zu Gute kommen.

07.08.2025

Havelwasser soll nicht die Rettung sein, schreibt die Märkisch Allgemeine.
Obwohl die Einleitung von gereingtem Havelwasser in den Sacrower und den Groß Glienicker See eine naheliegende Methode wäre, die auch seit über 100 Jahren bei der Grunewald-Seenkette praktiziert wird, gibt es hierüber eine Kontroverse. Die Vorgaben zur jetzt zur Ausschreibung anstehenden Machbarkeitsstudie werden vom Brandenburger Umweltministerium so gestaltet, „dass die Maßnahme der Überleitung von Havelwasser in die Seen nur als eine Variante von vielen […] betrachtet werde. Aus Gewässerschutzsicht sei sie abzulehnen.“ Dass sich die Wasserqualität durch Einleitung von Havelwasser wegen des Nährstoffreichtums verschlechtern würde, entspricht auch der Ansicht der Umweltverbände (z. B. BUND), deren Argumentation wissenschaftlich betrachtet allerdings dünn ist. Schließlich soll das Wasser nicht ungefiltert eingeleitet werden. Dies wird von den Verbänden aber geflissentlich unterschlagen.

04.08.2025

Information des Bürgerservice Potsdam:
Pressemitteilung Nr. 355 vom 04.08.2025 Gutachten zum Wasserhaushalt des Sacrower und Groß Glienicker Sees

Kommunales Nachbarschaftsforum Berlin-Brandenburg erhält Zuwendungsbescheid

Am Zustandekommen des Beschlusses, eine Machbarkeitsstudie zum Groß Glienicker See durchzuführen, war das Kladower Forum als Teilnehmer des Dialogverfahrens beteiligt.

Zur Originalmitteilung >>


21.7.2025

Information zum Sachstand:
– Der Groß Glienicker See hat mitlerweile über 2 Meter an Wasserstand verloren und droht auszutrocknen – auch dem Sacrower See drohen weitere Wassermengen- und Qualitätsverluste.
– Das Forschungsprojekt „Climate and Water under Change – CliWaC“ untersuchte das Ausmaß wasserbezogener Risiken des Klimawandels in der Region und entwickelte Lösungsansätze. In demProjekt wurde auch der Groß Glienicker See als Spezialfall betrachtet. Die Dokumenta on der Abschlussveranstaltung mitsamt den Ergebnissen und der entwickelten Lösungsansätze der CliWaC-Studie liegen nun vor.
– Die Hauptverantwortlichkeit für den Rückgang der Seenspiegel liegt in den Klimaeinflüssen
(„Klimavariabilität“) und der Übernutzung der Grundwasserleitung.

– Im Einzugsgebiet der beiden Seen wurde ein deutlicher Rückgang der Grundwasserneubildung
festgestellt.
– Zudem gibt es einen negativen Trend für Wasserverfügbarkeit im Frühjahr
(Gesamtjahresniederschlagsmengen voraussichtlich stabil) und zunehmende extreme Starkregenereignisse mit kurzfristi übergroßem Wasserdargebot, welches nicht aufgenommen werden kann (Abfluss ohne Nutzen für Grundwasserneubildung über Vorflut/Havel in Elbe und
Nordsee).
– Daraus folgt ein kumuliertes Grundwasserleiter-Defizit und eine chronisch mangelnde Grundwasserneubildung, weshalb wiederum die Seenspiegel weiter abzusinken drohen.
– Zwischen 2012 und 2024 kam es zu einer verstärkten Absenkung der Seespiegel. In dem gleichen Zeitrahmen kam es aber nicht zu einer verstärkten Grundwasserentnahmen zur Trinkwassergewinnung im Südwesten Berlins. Für einen Zusammenhang liegen daher keine Indizien vor.

Zu möglichen Lösungsansätzen macht die CliWaC-Studie folgende Aussagen:
– Zur Stabilisierung des Wasserspiegels wird die Überleitung von gereinigtem Havelwasser (v.a. im
Winter) empfohlen. Damit wird eine Auffüllung der Seenkörper und angeschlossener Feuchtgebiete und die Stabilisierung der Grundwasserstände effizient und gleichzeitig erreicht.
– Dies verbessert die Verfügbarkeit von Grundwasser zur Entnahme für die Trinkwassergewinnung.
– Das Hauptziel dieser Managementmaßnahme ist die ganzheitliche Stabilisierung des Landschaftsswasserhaushalts in der Region.
– Sowohl das Niederschlagswasser als auch mehrfach gereinigtes Klar- und Abwasser müssen mitels
„Schwammfunktion“ in der Landschaschaft gehalten werden.
– Dafür braucht es Puffer- und Speicherkapazitäten, für die sich der Groß Glienicker See durch seine Verbindung zum Grundwasserleiter eignet. Eine Wasserüberleitung in den Groß Glienicker könnte so helfen, den Grundwasserleiter für Trockenperioden aufzufüllen.


15.7.2025


15.11.2024

Die Einstein Research Unit Climate and Water under Change (CliWaC) widmet sich als transdisziplinäre Forschungsinitiative der Berlin University Alliance der Untersuchung wasserbezogener Risiken des Klimawandels im Raum Berlin-Brandenburg. Am 15.11.2024 fand die CliWac-Abschlußveranstaltung im Schloß Sacrow statt. Das Kladower Forum hat sowohl an den vier Stakeholder-Terminen mit Fachvorträgen in 2023/24 als auch an der Abschlußveranstaltung teilgenommen. Das Wesentliche:

Prof. Dr. Christoph Merz, FU Berlin/ZALF

Der Groß-Glienicker See ist ein Grundwasser-See. Er ist quasi ein Fenster ins Grundwasser. Sein Wasserstand ist identisch mit dem Grundwasserspiegel. Die Situation der letzen Jahre ist gekennzeichnet durch Niederschlagsmangel im Frühjahr. Das hat ein Grundwasserneubildungsdefizit zu Folge. Abhilfe könnte eine Umleitung von Abwasser oder Havelwasser in den See oder in das umliegende Grundwasser bringen. Natürlich komme nur geklärtes Abwasser oder gereinigtes Havelwasser in Frage. Das Ziel ist es, das Wasser im Winter in der Landschaft zu halten, anstatt es über die Havel in die Nordsee fließen zu lassen (Schwammstadt Berlin).

Es stellt sich die Frage, wie die Erkenntnisse des CliWac-Projekts möglichst zeitnah und effektiv in ein wasserwirtschaftliches Projekt umgesetzt werden könen, da die Entwicklung sich dramatisch beschleunigt hat. Der Dialogprozess zur Vorbereitung einer Machbarkeitsstudie für den Groß Glienicker See und den Sacrower See von 2021/22, initiiert von der Stadt Potsdam und dem Bezirk Spandau, an dem ebenfalls das Kladower Forum teilnahm, endete mit einem Beschluß zu Beantragung von Fördergeldern für die Machbarkeitsstudie. Nach Auskunft der Stadt Potsdam auf der CliWac-Abschlußverabstaltung am 15.11.2024 werden erst jetzt diese Fördergelder beantragt. Leider machen die Ergebnisse der CliWac-Studie die Machbarkeitsstudie in Teilen überflüssig. Lediglich die – nunmehr prioritäre – Planung einer Wassereinleitung könnte der Inhalt der Studie sein.

Parallel hierzu hat der SPD-Bundestagsabgeordnete für Spandau und Charlottenburg-Nord Helmut Kleebank eine Task-Force ins Leben gerufen, die möglichst schnell ein Projekt zur Wassereinleitung politisch initiieren will. In einem Schreiben an die Parlamentarische Staatssekretärin Bettina Hoffmann (Bündnis 90/Die Grünen) im Bundesumweltministerium (BMUV) erkundigte er sich nach der Veröffentlichung weiterer Förderprogramme im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz. Die Antwort der Staatssekretärin enthält eine erfreuliche Botschaft: Eine Förderung des Bundes für Maßnahmen zum Wassermanagement, die zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels beitragen, ist grundsätzlich möglich. (Stand 12. Dezember 2024)

Als Fazit läßt sich feststellen, dass das Thema – im Vergleich zu den letzten Jahren – Fahrt aufnimmt. Wird es auch zu einem konkreten realisierbaren und finanzierbaren Projekt kommen?

Das Kladower Forum bleibt dran!

Die Bürgerinitiative Pro Groß Glienicker See e.V. bietet eine sehr informative Internetseite zum WASSERSTAND des Sees. Hier der Link

Die Broschüre über die Ursachen des Wasserverlustes des Groß Glienickers Sees faßt die wesentlichen Fakten sehr gut zusammen. UNBEDINGT LESENSWERT >>

Das CliWac-Forschungsprojekt ist hier abrufbar >>

Hier ein weiteres Link zur grundsätzlichen Situation der Brandenburger Seen: >>

Außerdem findet man auf der Seite gross-glienicke.de viele interessante Links zum Thema. >>

Welche Rolle die Tatsache spielt, dass Groß Glienicke einen Ortsbeitrat hat, der sich auf kommunalrechtlicher Grundlage in die Verwaltungsangelegenheiten einmischen darf, kann man sehr schön am Beispiel der Uferwegsproblematik sehen. >>

D.H. 16.11.2024

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