10 Jahre Haus Kladower Forum – Rückblick 1996

Das Haus Kladower Forum wurde am 07.07.2007 eröffnet. Zum Jubiläum schauen wir nochmal zurück und veröffentlichen die alten Beiträge der Treffpunkte nocheinmal. Weiter geht es mit 1996.

Ausgabe 36 – Frühjahr 1996

Jetzt müssen Taten folgen!

Kladowern, die an dem Haus Kladower Damm 387, dem ehemaligen Wohnhaus des Bauernhofs Marzahn, vorbeigehen, fällt einiges an Veränderungen auf: Vor der Straßenfront lagern Rohre und andere Materialien für die Kanalisationsarbeiten. Die rückwärtige Eingangstür ist zum Schutz vor Einbrechern zugemauert worden. Das Gartentor an der Bushaltestelle ist mit einem kräftigen Vorhängeschloß gesichert. Die Fensterscheiben im Dachgeschoß des Ostgiebels sind durch Steinwürfe zersplittert. Von der Fassade blättert der Putz großflächig ab. Das sind nun nicht gerade die Veränderungen, die wir uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt wünschen.

Und das ist nur der äußere Eindruck. Natürlich verbessert sich auch im Innern des Gebäudes nichts durch den nun fast vierjährigen Leerstand. Es ist letztlich unbegreiflich, daß wir z. B. bisher auf die Eingabe unseres Finanzierungskonzeptes keinerlei Rückäußerungen bekommen haben. Zumal dieses Konzept vom Bezirksamt Spandau dringend angefordert wurde. Wir können erwarten, daß die Behörde die Angelegenheit so zügig bearbeitet, wie sie die Dringlichkeit dem Kladower Forum gegenüber betont.

“Verputzter Reetunterbau im Dachgeschoß”

Der zusätzliche Finanz- und Arbeitsaufwand, der auf das Kladower Forum durch den fortschreitenden Verfall des Gebäudes zukommt, scheint den zuständigen Behörden ziemlich gleichgültig zu sein, vielleicht, weil sie selbst die Lasten nicht zu tragen bereit sind. Fachleuten darf aber auch nicht verborgen bleiben, daß mit steigenden Kosten das Kladower Forum irgendwann auch an die Grenzen des für Kladow und diesen gemeinnützigen Verein Zumutbaren und Verkraftbaren stößt.

Wir haben angenommen, daß die Probleme bei der Bildung der neuen Bezirksregierung in Spandau und bei den Koalitionsverhandlungen zum Berliner Senat sich auch auf das Fällen möglicher Entscheidungen in Bezug auf das Kladower Bürgerhaus ausgewirkt haben. Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Wenn das stimmt, dann wäre jetzt aber der Zeitpunkt gekommen, endlich mit dem Kladower Forum e.V. ins Gespräch zu kommen, um einen vertragsmäßig abgesicherten Zustand herzustellen. Erst dann ist der Verein nämlich in der Lage, die fortgeschrittenen Planungen zu Sanierung und Renovierung des Gebäudes konkret in die Tat umzusetzen.

Wir halten es für unverantwortlich, noch eine weitere Saison vorübergehen zu lassen, ohne daß mit den Bauarbeiten begonnen werden kann. Es wird Zeit, daß wir nun unsererseits mit der gebotenen Dringlichkeit bei allen an dem Verfahren Beteiligten vorstellig werden, um Antworten auf unsere eingereichten Konzepte zu bekommen. Inzwischen hat eine Gerüstbaufirma angeboten, die Einrüstung des Hauses für die Sanierung kostenfrei zu übernehmen. Diese Zusagen und Unterstützungen ermutigen uns einerseits, nicht lockerzulassen, erhöhen aber auch andererseits das Unbehagen über den gegenwärtigen Schwebezustand.
Rainer Nitsch

Ausgabe 37 – Sommer 1996

Wo bleibt der Vertragsabschluß?

Sie erinnern sich: Am 30. und 31. Oktober 1993 veranstaltete das Kladower Forum im Hause Kladower Damm 387, das für ein Kladower Bürgerhaus vorgesehen war, eine Bürgerbeteiligungsaktion. Wir informierten über unser Nutzungskonzept, mögliche Finanzierungen und riefen die Kladower Bevölkerung zur Mitwirkung auf. Wir konnten zahlreiche Vorschläge und Unterstützungen von Unternehmern und Kladower Handwerksbetrieben entgegennehmen. GSW-Vertreter, Spandauer Stadträte, Vertreter des Berliner Senats waren anwesend und befürworteten unser Vorhaben. Es war eine beeindruckende Veranstaltung. Das positive Echo in der Presse war ermutigend.

Vor drei Jahren: Bürgerbeteiligungsaktion »Bürgerhaus Kladow«

Drei Jahre später müssen wir uns fragen, was denn die damaligen Versprechungen wert gewesen sind, wenn sie bisher nicht zu einem eindeutigen Ergebnis geführt haben. Wir haben die Zeit genutzt, um unsere Pläne faktisch zu ergänzen und abzusichern. Sämtliche Voraussetzungen für einen Vertragsabschluß sind von unserer Seite erfüllt. Es fällt uns zunehmend schwerer, den in und außerhalb Kladows ansässigen Firmen, die uns großzügig ihre Hilfe angeboten haben, zu erklären, warum denn nicht endlich der Vertragsabschluß erfolgen kann. Und das bei fortschreitendem Verfall des Hauses, der die von uns aufzubringenden Kosten nicht unerheblich in die Höhe treiben wird. Wir haben aber bis heute keine Berechtigung, auch nur die dringendsten Sicherungsarbeiten vorzunehmen oder vornehmen zu lassen. Das wäre auch unverantwortlich unseren Spendern gegenüber, die von uns erwarten können, das ihre für das Bürgerhaus uns anvertrauten Mittel in ein Objekt investiert werden, von dem wir mit Sicherheit wissen, das es uns vertraglich als Bürgerhaus zugewiesen worden ist.

Die Zeiten der dauernden Vertröstungen müssen nun endlich vorbei sein. Gerade in Zeiten knapper öffentlicher Kassen wird es zunehmend unverständlicher, daß ein Projekt, das in Eigeninitiative ohne große Belastungen der öffentlichen Hand – das gilt für die Sanierung und für die aufzubringenden Betriebskosten – erstellt werden soll, nicht so schnell wie möglich in Gang gebracht werden kann. Wir ersparen der Stadt Berlin damit nicht nur die Finanzierung der aufwendigen Wiederherstellung eines auf der Denkmalliste stehenden historischen Gebäudes, sondern schaffen auch einen Ort der Begegnung in einem Gemeinwesen, das durch die vorgesehene Bebauung des. Flugplatzes Gatow in den nächsten Jahren um mindestens 7 bis 8 000 Einwohner anwachsen wird.

Es ist an der Zeit, unser berechtigtes Anliegen, dem bisher auch keine behördliche Stelle offen widersprochen hat, mit größerem Nachdruck vorzubringen. Es kann unserem gemeinsamen Ziel, für Kladow ein Bürgerhaus für alle Einwohner zu schaffen, nützen, wenn uns darin viele Kladower mit Wort und Tat unterstützen würden. Wir fordern endlich den Abschluß eines rechtsverbindlichen Vertrages!
Rainer Nitsch

Ausgabe 38 – Herbst 1996

Die Zeit ist reif

Von unserer Seite ist nicht mehr erkennbar, warum sich in der Angelegenheit unseres Vorhabens, ein Bürgerhaus für Kladow einzurichten, nichts bewegt. Wir haben jetzt über mehrere Jahre hinweg Zeit, Kraft und Phantasie in die Verwirklichung unserer Idee investiert und das ehrenamtlich. Ständig gehen kleinere und größere Beträge auf unser Spendenkonto (siehe Seite 2 dieser Treffpunkte) ein. Wir haben soviel Unterstützung und Hilfezusagen Kladower Gewerbetreibender und von Firmen außerhalb Kladows bekommen, daß unsere Motivation über diese lange Strecke gereicht hat. Das läßt sich nicht endlos fortsetzen. Wir müssen die Frage stellen, wo denn die Einlösung des uns von Anfang an entgegengebrachten Wohlwollens, der Zusagen und Versprechungen der entscheidungskompetenten Gremien und Einzelpersonen bleibt.

Alkoholismus und Vandalismus – was folgt?

Wir haben uns entschlossen, eine Reihe abgestufter Maßnahmen zu ergreifen, um die für dieses Projekt zuständigen behördlichen Stellen endlich zu einer verbindlichen Stellungnahme zu bewegen. Dazu gehört als ein erster Schritt die Aufforderung, uns in angemessener Fristsetzung mitzuteilen, welche Maßnahmen zur Realisierung des Projektes sprich zur Ausarbeitung eines unterschriftreifen Vertrages denn bis heute unternommen worden sind und welche Vorstellungen über das weitere Vorgehen bestehen. Dazu gehört auch ein zu akzeptierender Zeitrahmen.

Wenn wir bis zu der von uns gesetzten Frist wieder keine positive Rückmeldung erfahren haben sollten, werden wir aufgrund des dringenden Handlungsbedarfs unsere Einwirkungen intensivieren. Im Laufe der Jahre ist die Notwendigkeit eines Bürgerhauses in Kladow gestiegen, unser Engagement auf dem Hintergrund der leeren öffentlichen Kassen bedeutender geworden. Wir können nicht länger hinnehmen, daß unser gut durchgeplantes Projekt, ein Bürgerhaus für alle Kladower zu errichten, weiterhin auf die lange Bank geschoben wird.
Rainer Nitsch

Ausgabe 39 – Winter 1996

Ist das der Durchbruch?

In den vergangenen Ausgaben unserer Treffpunkte habe ich versucht, jeweils den neuesten Stand unserer Bemühungen um die Verwirklichung unseres Vorhabens, in Kladow ein Bürgerhaus einzurichten, zu erzählen. Das war nicht immer leicht, weil sich aus unserer Sicht über viele Monate kaum etwas bewegt zu haben scheint. Deshalb hatten wir uns entschlossen, an die zuständige Behörde einen dringenden Brief mit der Bitte um verbindliche Auskunft zu richten. Es sieht so aus, als würden unsere jahrelangen, unermüdlichen Vorarbeiten nun endlich von Erfolg gekrönt. Es ist uns versichert worden, daß es nunmehr zu der Ausarbeitung eines für alle Seiten verbindlichen Erbpachtvertrages kommen wird, voraussichtlich noch in den nächsten Monaten. Wir bemühen uns, diese Auskunft als positives Zeichen dafür zu sehen, daß endlich Bewegung in diese Angelegenheit gekommen ist.

Unser “Bürgerhaus” im Sommer 1993. Und heute?

Wir verbinden das gleichzeitig mit der Hoffnung, nicht noch ein weiteres Jahr dem alten Marzahnschen Bauernwohnhaus fortschreitenden Verfall zumuten zu müssen. Das Haus ist durch den langen Leerstand in einem erbärmlichen Zustand. Noch könnte es uns gelingen, unter Mobilisierung aller uns angebotenen Hilfeleistung, das Haus zu einem stattlichen Treffpunkt für alle Kladower instandzusetzen. Jeder Monat, der jetzt noch verstreicht, ohne daß mit den notwendigsten Sicherungsmaßnahmen begonnen wird, kostet nicht nur zusätzliches Geld, sondern wird uns unaufhaltsam an den Punkt bringen, an dem sich eine Instandsetzung entweder nicht mehr lohnt oder für uns unbezahlbar wird. Das haben wir den zuständigen Behörden unmißverständlich klargemacht. Es wird sich also in diesen Monaten entscheiden, in welche Richtung sich unsere Bemühungen bewegen.

Wir brauchen diese Klarheit jetzt auch noch aus einem anderen Grund. Zur Finanzierung der anfallenden erheblichen Kosten wollen wir Lottomittel beantragen, die jedes Jahr mehrfach zur Realisierung kultureller und sozialer Vorhaben vergeben werden. Nach den Richtlinien für die Zuteilung der Mittel haben wir gute Chancen, einen erheblichen Zuschuß zu bekommen. Bei der angespannten Haushaltslage der Stadt Berlin besteht die Gefahr, daß die eigentlich gesetzlich für kulturelle und soziale Zwecke einzusetzenden Mittel aus den Lottogewinnen zur Stopfung von Löchern im allgemeinen Haushalt verwendet werden. Stimmen in dieser Richtung sind bereits zu hören gewesen. Auch aus diesem Grunde ist Eile geboten. Die für die Vertragsausarbeitung zuständigen Behörden sind durch uns ständig auf den wichtigen Zeitfaktor hingewiesen worden.

Wir haben bereits unsere Finanzierungskonzeption auf den neuesten Stand gebracht, denn immerhin ist seit unserer letzten Fassung ein ganzes Jahr vergangen. Eingearbeitet haben wir eine realistische Betriebskostenrechnung , denn wir können uns nicht damit begnügen, das Haus instandzusetzen, sondern wir müssen auch sicherstellen, daß wir danach in der Lage sind, für den laufenden Unterhalt zu sorgen und genauso unsere Arbeit leisten zu können. In Arbeit ist im Augenblick eine umfangreiche Dokumentation über die bisherigen Aktivitäten des Vereins und die Perspektiven, die sich bei Nutzungsmöglichkeiten des Bürgerhauses ergeben. Wir hoffen, daß wir Ihnen schon in der nächsten Ausgabe unserer “Treffpunkte” mitteilen können, daß der Vertrag zumindest kurz vor der Unterzeichnung steht.
Rainer Nitsch

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