Das Haus Kladower Forum wurde am 07.07.2007 eröffnet. Zum Jubiläum schauen wir nochmal zurück und veröffentlichen die alten Beiträge der Treffpunkte nocheinmal. Weiter geht es mit 1997.
Ausgabe 40 – Frühjahr 1997
Nun ist die Senatorin für Finanzen gefragt
Der erste Durchgang der Ausschreibung für die Bebauung des ehemaligen Flugplatzes Gatow mit Siedlungen ist beendet. 62 Entwürfe von Architektengemeinschaften versuchten ihre Vorstellungen von Wohnen am Ritterfelddamm und am Habichtswald zu veranschaulichen. Es gilt, die Lebensumwelt von demnächst fast 5500 Bewohnern zu gestalten. Eine Jury wählte inzwischen aus den eingereichten Entwürfen 7 aus, befaßte sich eingehend mit ihnen und gab den Autoren Empfehlungen für eine Überarbeitung. Es ist an dieser Stelle nicht der Ort, über die Qualität der ausgewählten Entwürfe Aussagen zu machen. Es fällt allerdings auf, daß sie sich untereinander außerordentlich stark unterscheiden. Manchmal taucht sogar die Vermutung auf, daß bei einigen der Entwürfe die künstlerische Ästhetik der Anordnung der Bauelemente aus der Luftperspektive des Planes mehr Eindruck auf die Jury gemacht hat als die angestrebte Lebensqualität der zukünftigen Bewohner. Dennoch, unter den “Entwürfen 1. Ranges” befinden sich ansprechende und vor allem auch ökologisch vertretbare Vorschläge.
Was hat das nun mit dem Bürgerhaus zu tun? Ich glaube, eine ganze Menge. Zwar werden – folgt man den alten Gemeindegrenzen – die zukünftigen Bewohner der neuen Siedlungen statistisch zu Gatow gehören. Die tatsächliche räumliche Anbindung und die Orientierung wird aber nach Kladow erfolgen. Das bedeutet für Kladow eine erhebliche zusätzliche Herausforderung an die Infrastruktur, z.B. was Verkehr, Konsum, soziale Versorgung, Bildung, kulturelle Einrichtungen betreffen. Wir alle wissen seit Jahren, daß die bisherige Infrastruktur noch nicht einmal den Bedürfnissen der derzeitigen Bewohner angemessen ist. Wie soll das erst werden, wenn sich die Einwohnerzahl dieser Region ziemlich explosionsartig um rund ein Drittel vermehrt? Explosionsartig ja, aber unerwartet doch wohl nicht. Denn der Zuzug dieser Neu-Kladower wird seit langem gewollt und geplant. Allerdings sind die Aussagen und Bemühungen zu wesentlichen Infrastrukturfragen eher kümmerlich. Der Hinweis von Bundesseite, das sei doch Sache des Bezirks, beruhigt keineswegs angesichts der knappen Haushaltsmittel.
Auf diesem Hintergrund gesehen bekommt unser Vorhaben, in Kladow ein Bürgerhaus für alle Einwohner einzurichten, ein zusätzliches Gewicht. Ein solcher Treffpunkt im Dorfkern kann etwas dazu beitragen, daß aus den geplanten Siedlungen eben nicht das gefürchtete “Beamtenghetto” wird. Unser Vorhaben belastet den öffentlichen Haushalt in keiner Weise. Die bis heute ausgebliebene Einlösung des Versprechens der “zügigen” Ausarbeitung eines Vertrages wird immer unverständlicher und absurder. Diese nun über vier Jahre gehenden dauernden Verzögerungen lassen sich Außenstehenden nicht mehr plausibel vermitteln.
Ich habe deshalb die Gelegenheit ergriffen, die letztendlich für den erfolgreichen Abschluß des Vertrages zuständige Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing anläßlich eines Besuchs in Kladow persönlich anzusprechen.
Zur Erinnerung: Unser unmittelbarer Verhandlungspartner ist das Bezirksamt Spandau, es handelt aber in diesem Fall quasi im Auftrag des Senators für Finanzen, da Haus und Grundstück der Stadt Berlin gehören. Die Finanzsenatorin hat sich in aller Ruhe die Darlegungen des Falles angehört, ließ sich von mir einige Stichworte dazu aufschreiben, und versprach, sich demnächst darum zu kümmern. Das ist nun noch nicht so lange her, daß wir schon unruhig werden müßten. Aber es wird in den nächsten Wochen doch wohl ein Nachfragen nötig sein, falls nicht in der nächsten Zeit eine entsprechende Rückmeldung der Finanzsenatorin eingetroffen ist. Es wäre nämlich schön, wenn die mit dieser Angelegenheit befaßten Behörden uns wenigstens einmal einen kurzen Zwischenbescheid zukommen lassen würden.
Rainer Nitsch
Ausgabe 42 – Herbst 1997
Der Vertragsentwurf ist da
Das Bezirksamt Spandau schickte uns den lang erwarteten Entwurf für einen Erbbaurechtsvertrag über Grundstück und Haus Kladower Damm 387. Es soll hier nicht darüber lamentiert werden, warum das mit einer Verzögerung von fast vier Jahren geschieht. Es gilt, den Blick nach vorne zu richten und unsere Kräfte für die Realisierung des Projektes einzusetzen.
In den vergangenen Jahren haben wir uns auf diesen Zeitpunkt vorbereitet. Da wir aber nicht über eine wie auch immer geartete schriftliche Zusage wie jetzt im Vertragsentwurf verfügten, konnten wir uns nur quasi mit angezogener Bremse bewegen und vorwagen. So haben wir z.B. keine intensive Einwerbung von Spendengeldern betreiben können, da wir den Spendern nicht zusagen konnten, daß ihr Geld wirklich für das Bürgerhaus verwendet würde. Jetzt erst sind wir handlungsfähig geworden und können mit Sorgfalt und Verantwortungsbewußtsein die nächsten Schritte angehen.
Vorbehaltlich einer Überprüfung des Vertragstextes durch Fachleute haben wir den Eindruck, daß zwar auf wesentliche Bedürfnisse und das Nutzungskonzept des Kladower Forum e.V. eingegangen worden ist, Veränderungswünsche von unserer Seite aber nicht ausbleiben werden. Z.B. besteht zwischen der angebotenen Laufzeit von 40 Jahren und der beabsichtigten Verrechnung des Erbpachtzinses mit den Renovierungs- und Sanierungskosten eine nicht unerhebliche Diskrepanz, die aber wohl in entsprechenden Gesprächen durchaus ausgeräumt werden kann. Jedenfalls wird der Vertragstext von uns unter Heranziehung von Experten sorgfältig geprüft werden, um strittige oder fragliche Punkte zu klären bzw. zu verändern.
Was sind nun die nächsten Schritte? Bevor wir unter den Vertrag unsere Unterschrift setzen können, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Vordringlich ist die Beantragung der unverzichtbaren Lottomittel. Die widersprüchlichen Aussagen der Koalitionspartner zur zukünftigen Verwendung der Lottomittel läßt Eile geboten sein.
Als nächstes wird im September eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, auf der umfassende Informationen über den gegenwärtigen Stand gegeben werden. Parallel dazu müssen alle Firmen, Institutionen und Einzelpersonen, die uns im Laufe der vergangenen Jahre ihre Unterstützung zugesagt haben, angesprochen werden, um mit ihnen nun konkret Arbeits-, Kosten- und Zeitpläne aufzustellen.
Wichtig sind auch Begehungen des Hauses mit einer Reihe von Experten – z.B. einem Statiker -, um zu gewährleisten, daß unsere Vorstellungen auch eine realistische Basis haben.
Gleichzeitig werden wir beginnen, durch Aufrufe und Aktionen Spenden für das Bürgerhaus einzuwerben. Dazu dient z.B. auch das abgebildete Modell des Bürgerhauses, das als “Spendendose” in der Lage ist, eine ganze Menge von Spenden in sich aufzunehmen. Das Haus wurde von Willi Gabel (Arbeitskreis Modellbau im Kladower Forum e.V.) maßstabgetreu hergestellt.
Natürlich können Sie auch Ihre Spende auf unser Sonderkonto Bürgerhaus – wie auf S. 2 angegeben – überweisen. Weitere Aktionen entdecken Sie an unserem Stand auf dem Imchenfest am 20.9.1997. Hier beantworten wir auch Ihre Fragen.
Rainer Nitsch
Ausgabe 43 – Winter 1997
Abschied vom Bürgerhaus?
Zu den auch in der Satzung festgeschriebenen Intentionen des Vereins Kladower Forum e.V. gehört es u.a., eine Begegnungsstätte für alle Kladower Bürger einzurichten. Zugleich könnte das Kladower Forum durch die sichtbare und erreichbare Präsenz an zentraler Stelle im Ort seiner Aufgabe, den Kladowern ein “Forum” für ihre kulturellen Aktivitäten zu bieten und zur Identifikation mit dem Ort beizutragen, einen wesentlichen Schritt näherkommen.
Über vier Jahre hat der Verein auf die Zusendung des Entwurfes für einen Erbbaurechtsvertrag gewartet, der es ihm ermöglichen sollte, endlich mit der Verwirklichung der Planungen zur Sanierung des Hauses Kladower Damm 387 zu beginnen. Der Fachausschuß Bürgerhaus hat in dieser Zeit im Auftrag des Vorstandes ein umfangreiches Konzept erarbeitet, das von den zuständigen Stellen beim Bezirksamt Spandau akzeptiert worden ist. Er hat im Laufe dieser Zeit den Vorstand immer wieder über den aktuellen Stand der Entwicklung informiert und von ihm wesentliche Anregungen und Verbesserungsvorschläge bekommen.
Es war allen Beteiligten von Anfang an klar, daß mit dem Vertrag noch nicht alle Bedingungen erfüllt waren, die einen Erfolg garantieren konnten. Voraussetzungen dazu waren z.B. die Bewilligung von Zuwendungen aus den Mitteln der Berliner Klassenlotterie und die fachmännische Begutachtung des Zustandes des Hauses durch einen Baustatiker. Zur Vergewisserung, ob diese und andere Voraussetzungen gegeben sind, ist es noch nicht gekommen.
Über vier Jahre haben wir das Bezirksamt Spandau und den Senator für Finanzen gedrängt, endlich Entscheidungen zu fällen. Wer die ständige Rubrik “Fachausschuß Bürgerhaus” in den Treffpunkten verfolgt hat, kann nachvollziehen, wie wir gekämpft und gerungen haben. Bezeichnenderweise begannen die Diskussionen im Verein, ob das Projekt Bürgerhaus weiterverfolgt werden soll, gerade in dem Augenblick, in dem durch den Vertragsentwurf ein wesentlicher Schritt erreicht wurde.
Die letzten Vorstandssitzungen und die beiden außerordentlichen Mitgliederversammlungen zum Thema Bürgerhaus haben gezeigt, daß zwar eine Mehrheit von ca. 60 Prozent der anwesenden Mitglieder nach wie vor für das Bürgerhaus eintritt, daß aber im gegenwärtigen Vorstand hierfür keine Mehrheit vorhanden ist. Man kann darüber streiten, ob die Unterstützung durch die Mitglieder für ein Vorhaben in diesen Dimensionen nicht wesentlich breiter sein müßte. Festzuhalten ist, daß damit ein Konflikt gekennzeichnet ist, der eine endgültige Entscheidung für oder gegen die Weiterverfolgung des Projektes Bürgerhaus erschwert.
Mitglieder und Vorstand sind also dazu aufgefordert, gemeinsam eine Lösung zu finden, mit der vielleicht nicht alle zufrieden sind, mit der der Verein aber leben kann.
Zu dem Zeitpunkt, zu dem dieser Artikel geschrieben wird, ist eine solche Lösung noch nicht in Sicht. Es kann aber sein, daß beim Erscheinen dieser Ausgabe der Treffpunkte die Entwicklung weiter fortgeschritten ist. Es kann hier noch nicht gesagt werden, in welche Richtung.
Rainer Nitsch