Das Haus Kladower Forum wurde am 07.07.2007 eröffnet. Zum Jubiläum schauen wir nochmal zurück und veröffentlichen die alten Beiträge der Treffpunkte nocheinmal. Weiter geht es mit 1998.
Ausgabe 44 – Frühjahr 1998
Der Verein muß sich entscheiden
Am 13. Februar 1998 wählt die Mitgliederversammlung des Kladower Forum e.V. turnusmäßig den neuen Vorstand des Vereins. Er wird mit Sicherheit eine veränderte Besetzung haben, da der bisherige Vorstand im Gegensatz zu der Meinung der Mitgliederversammlung sich nicht mehrheitlich für die Weiterführung des Projektes Bürgerhaus ausgesprochen hat. Wenn dieser Artikel erscheint, sind zwar die personellen Entscheidungen gefallen, ob bei der Herausgabe dieser Ausgabe der Treffpunkte aber der dann amtierende Vorstand sich bereits mit dem Projekt Bürgerhaus befaßt hat, kann nicht vorausgesehen werden. Noch weniger kann gesagt werden, welche Richtung daraufhin eingeschlagen wird.
Es ist hier weder der geeignete Ort noch der Situation angemessen, den materiellen wie den ideellen Schaden durch die erneute nun aber durch den Verein verursachte Verzögerung bzw. die evtl. Aufgabe des Bürgerhauses auszubreiten. Es muß aber registriert werden, daß wir die Zeit nicht einfach anhalten können und gegebenenfalls genau da wieder anknüpfen könnten, wo wir nach der Vorlage des Entwurfs zum Erbbaurechtsvertrag in vereinsinterne Diskussionen gekommen sind.
Der Verfall des Hauses schreitet weiter fort, auch wenn die Verantwortlichen von der GSW z.B. durch Anbringen von neuen Regenfallrohren und Einsetzen einiger Fensterscheiben dem unmittelbaren Eindringen von Feuchtigkeit und Nässe vorgebeugt haben. Zusätzlich haben sie durch Vermauerung der Kellerfenster an der Giebelwand verhindert, daß weiterhin Jugendliche den andauernden Leerstand ausnutzen, mit mehr oder weniger Gewalt sich Zutritt verschaffen und auf dem Dachboden bei offenen Kerzenflammen Gelage veranstalten wie die eindeutigen Spuren beweisen. Die Schäden durch Verfall und Vandalismus im Inneren sind zwar noch nicht unbedingt bedrohlich für die Substanz des Hauses, es ist aber abzusehen, daß in naher Zukunft auch hier eine Grenze überschritten wird. Das bedeutet, daß ein noch weiteres Verzögern der Entscheidung schon allein aus diesen Gründen nicht zumutbar ist.
Wenigstens ein positives Element der vereinsinternen Diskussion um das Projekt Bürgerhaus scheint sich bereits abzuzeichnen: Es ist die Notwendigkeit erkannt worden, dem Verein insgesamt eine auf den Intentionen der Satzung basierende Struktur zu geben, die z.B. verbindliche Aufgabenverteilung, verantwortliche Mitarbeit und durchschaubare Kommunikations- und Informationswege zum Inhalt hat.
Das käme nicht nur dem Projekt Bürgerhaus zugute, sondern wird auch unabhängig davon dem “Vereinsleben” eine angemessenere Qualität geben können.
Die Hoffnung ist nicht unbegründet, daß der Verein insgesamt davon profitieren wird.
Der neu gewählte Vorstand ist aufgefordert, so bald wie möglich eine Entscheidung zum Bürgerhaus zu fällen, die dem Verein für die Zukunft eine kalkulierbare Perspektive gibt. Rainer Nitsch
Ausgabe 45 – Sommer 1998
Der Vorstand steht nunmehr geschlossen hinter dem Vorhaben »Bürgerhaus«
Rainer Nitsch, bisheriger Sprecher des Fachausschusses »Bürgerhaus«, ist nun 2. Vorsitzender des Kladower Forum. Da im neuen Vorstand jedes Mitglied nur für eine Funktion zuständig sein soll (damit Entscheidungen auf möglichst breiter Basis getroffen werden), haben die im Fachausschuß Mitarbeitenden in der konstituierenden Sitzung am 16. April mich zum Sprecher für den Fachausschuß »Bürgerhaus« mit Sitz und Stimme im Vorstand gewählt.
Nach meiner Wahl habe ich Rainer Nitsch spontan dafür gedankt, daß er über viele Jahre mit viel Umsicht und großer Fachkompetenz die Aufgaben des Sprechers wahrgenommen hat.
Der bisherige Fachausschuß »Bürgerhaus« hat seine vom Vorstand gestellten Aufgaben erfüllt; er hat, wie erwartet, ein erfolgreiches Zwischenergebnis vorgelegt:
Ermittlung der Kosten für die Instandsetzung in Höhe von etwa 1.350.000,DM; sie lassen sich durch Reduktionssummen auf etwa 630.000,DM beschränken;
laufender Unterhalt des Bürgerhauses gilt als gesichert; schon die ständigen Einnahmen aus Werbung am Hause wurde höher eingeschätzt als die entstehenden Unterhaltskosten. Zusätzlich ergeben sich Einnahmen aus Vermietung einer Einliegerwohnung
der Entwurf eines Erbbaurechtsvertrages liegt seit Sommer 1997 vor.
Nun beginnt eine 2. Phase der Beratung des Vorstandes. Dafür benötigt der Fachausschuß die Vorgabe, welche Zielvorstellungen der Vorstand hinsichtlich des »Bürgerhauses« hat.
Wenn das nach Meinung des Amtes für Denkmalschutz kulturhistorisch bedeutsame, 1880 erbaute Bauernhaus Marzahn (Kladower Damm 387) nicht weiter verfallen, sondern erhalten werden soll, dann wird es wohl eine Aufgabe der Kladower, des Kladower Forum werden. Wer sonst wird sich darum kümmern? Denn es ist nicht wirtschaftlich, mehr als 2 Mio. DM für die Sanierung dieses Hauses auszugeben; mögliche Mieteinnahmen würden die hohe Investition nicht rechtfertigen. Deswegen ist auch die GSW, die das Haus verwaltet, bereit, bautechnische Anlaufkosten für uns zu tragen.
Allerdings ist die Übernahme dieses Hauses auf Erbbaurechtsbasis uns nur möglich, wenn Lottomittel dafür bewilligt werden.
Auf Vorschlag des Fachausschusses hat der Vorstand am 23. April folgende Aufgaben für die 2. Beratungsphase des Fachausschusses einstimmig (!) beschlossen:
1.Prüfung und Überarbeitung des vorliegenden Entwurfes eines Erbbaurechtsvertrages;
2. Vorbereitung des Antrages auf Lottomittel.
Die Gewährung beantragter Lottomittel sind unabdingbare Voraussetzung für das Objekt »Bürgerhaus« und für den verbindlichen Abschluß des Erbbaurechtsvertrages. Die Aussicht, Lottomittel zu erhalten, sind wohl gut; denn das Haus, das unser Bürgerhaus werden soll, ist seit 1940 im Besitz der Stadt Berlin und ist kulturhistorisch bedeutsam;
das Kladower Forum erbringt eine relativ hohe Eigenleistung und der laufende Unterhalt des Bürgerhauses gilt als gesichert.
Der Fachausschuß befaßte sich in seiner 2. Sitzung am 30. April zunächst mit dem Entwurf eines Erbbaurechtsvertrages; denn er wird eine wichtige Grundlage für den Antrag auf Lottomittel sein.
Dank gründlicher Vorbereitung der Teilnehmer konnte die Bearbeitung des Vertragsentwurfes bereits abgeschlossen werden. Noch im Mai soll mit dem Bezirksamt ein Gespräch über unsere Ergänzungswünsche sowie über Verständnisfragen geführt werden. Schon in der Sitzung am 2. Juni wird der Fachausschuß sich mit dem Antrag auf Lottomittel befassen.
Wir sind zuversichtlich.
Josef Chlodeck
Ausgabe 46 – Herbst 1998
Weitgehend Einvernehmen mit dem Bezirksamt
Über den uns seit Monaten vorliegenden Entwurf eines Erbbaurechtsvertrages fand am 10. Juli d. J. ein Gespräch im Bezirksamt statt. Unsere Änderungs- bzw. Ergänzungswünsche sowie Verständnisfragen, im Fachausschuß und im Vorstand formuliert, hatten wir im Anschluß an unsere Bitte um einen Gesprächstermin vorab unserem Gesprächspartner zugeschickt.
Das Gespräch verlief betont freundschaftlich und sachlich; man brachte für Wünsche, aber auch für die Grenzen der Umsetzbarkeit gegenseitig Verständnis auf. Es konnte u.a. erreicht werden, daß die Laufzeit des Vertrages nunmehr 65 statt 40 Jahre beträgt.
Auch andere Überlegungen, die den Interessen des Kladower Forum sehr dienlich sein können, wurden diskutiert und als Nebenabrede schriftlich festgehalten.
Der in einigen Punkten überarbeitete Vertragsentwurf wird uns schon bald zugeschickt.
Dennoch wollen wir mit unserem Antrag auf Lotto-Mittel nicht warten, bis der Vertrag endlich unterzeichnet werden kann; sondern wir werden, sobald beide Seiten sich einig sind, schon mit paraphiertem Vertrag Lotto-Mittel beantragen und unsere Position mit Hilfe eines zugesagten Befürwortungsschreibens des Bezirksamtes dem Lottobeirat gegenüber ausweisen. Vorher wollen wir auch noch eine Gesellschaft gewinnen, die gegen Rechnung die Bauplanung und Bauleitung für das Vorhaben »Bürgerhaus« übernimmt.
Wenn dadurch auch der Mittelbedarf steigt (und zwar um den Betrag, den wir der Gesellschaft für zu erbringende Dienstleistung schließlich zahlen müssen), so meinen wir, unsere Position dem Lotto gegenüber dennoch zu verbessern; denn man gibt doch eher öffentliche Mittel für einen guten Zweck, wenn ausgewiesene Fachleute sich um die Realisierung von Baumaßnahmen verläßlich kümmern.
Wir bleiben zuversichtlich; denn wir wollen ein kulturhistorisch bedeutsames Haus, das seit 1940 im Besitz des Landes Berlin und seit 1992 unbewohnt ist, vor dem Verfall bewahren und für Kladow als »Bürgerhaus« erhalten.
Josef Chlodek
Ausgabe 47 – Winter 1998
Ein Etappen-Erfolg ist erreicht
Am 10. Juli haben wir Herrn Rothe, Leiter des Grundstücksamtes im Rathaus Spandau, unsere Änderungs- und Ergänzungswünsche zum Entwurf des Erbbaurechtsvertrages vorgetragen. Mitte September erhielten wir den überarbeiteten Vertragsentwurf zurück. Neben einer längeren Laufzeit von nunmehr 65 Jahren enthält er noch folgende Verbesserungen:
Der jährliche Erbbauzins reduziert sich um ca. 2.000 DM auf ca. 5.000 DM, weil wir statt der angebotenen Grundstücksfläche von 435 qm, die jedoch noch vermessen werden müßte, uns mit einer bereits vermessenen Fläche von 301 qm bescheiden.
Damit sparen wir außerdem Vermessungskosten von ca. 5.000 DM und auch Zeit, weil das Erbbaurecht zu gegebener Zeit kurzfristig ins Grundbuch eingetragen werden kann.
Insbesondere erhält der nun vorliegende Vertragsentwurf auf unseren Vorschlag nachfolgende Präambel, die nicht nur Interessierte schnell problembewußt macht, sondern verdeutlicht, daß unser Anliegen auch im öffentlichen Interesse liegt:
»Der nachstehende Erbbaurechtsvertrag soll die Eröffnung und den Betrieb des seit Jahren geplanten „Kladower Bürgerhauses” auf dem Grundstück in Berlin-Kladow, Kladower Damm 387, ermöglichen.
Das dortige Bauernhaus wurde wohl im Jahre 1880 erbaut. Seit 1940 befindet es sich im Eigentum des Landes Berlin. Durch eine entsprechende Unterschutzstellung hat auch der Landeskonservator auf die kulturhistorische Bedeutung dieses Baudenkmals hingewiesen. Allerdings befindet sich das Haus in einem sehr schlechten Zustand, zudem ist es seit 1992 unbewohnt.
Will man es vor dem Verfall bewahren und wieder als Wohnhaus herrichten, würde dies einen Sanierungsaufwand von ca. 1,35 Mio. DM erfordern. Durch zu erwartende Mieteinnahmen lassen sich solch hohe Investitionen nicht rechtfertigen, eine Sanierung ist somit unwirtschaftlich.
Um dieses als Denkmal geschützte Haus dennoch für Berlin und insbesondere für die Kladower Bürger zu erhalten, ist eine andere Zwecksetzung für dieses Grundstück erforderlich. Durch seine zentrale Lage im Kladower Dorfkern bietet es sich als Standort für eine Gemeinschaftseinrichtung an. Das Kladower Forum e.V., das seit geraumer Zeit ein geeignetes Domizil sucht, ist aus den vorgenannten Gründen bereit, dieses Objekt zu einem vielseitig nutzbaren Bürgerhaus herzurichten. Trotz der vom Verein zu erbringenden hohen Eigenleistungen und der von verschiedenen Mitgliedern und Gönnern des Vereins zugesagten Unterstützung, ist dieses Vorhaben nur mit der Gewährung von Zuwendungen aus der Berliner Klassenlotterie zu realisieren.«
Diesem verbesserten Vertragsentwurf haben wir Anfang Oktober (mit zwei Änderungswünschen) schriftlich zugestimmt. Damit ist die rechtliche Grundlage für das erstrebte »Bürgerhaus« gegeben. Herr Rothe war bei der Vertragsverhandlung ein verständnisvoller Partner; gerne danken wir ihm dafür.
Josef Chlodek