Kladow, heutzutage als Anlegestelle der BVG Personenschifffahrt, der Stern- und Kreisschifffahrt und des Berliner Reederverbandes bekannt, hatte und das ist weniger bekannt, schon vor dem ersten Weltkrieg eine eigene Reederei.
Der an der Havel gelegene Ort wurde 1267 zum ersten Male erwähnt, unterstand dem Kloster in Spandau und kam 1558 zum Amt Spandau. Obwohl Kladow am Wasser liegt und um 1890 zu seinen Bürgern vier Schiffszimmerleute, ein Schiffseigner und mehrere Schiffer und Fischer zählte, war im Dorf bis 1909 noch keine Personenreederei tätig. Die „unglaublich schlechte Verbindung nach Berlin“, wie es in einer zeitgenössischen Darstellung hieß, war auch einer der Gründe, weshalb sich Kladow relativ langsam entwickelte.
1892: SHDG Stern
Die SHDG Stern nahm Kladow 1892, mit der Verbindung Wannsee – Kladow im Rahmen einer Rundfahrtlinie in ihren Fahrplan auf. Damit wurde Kladow zum ersten Male von einem maschinengetriebenen Fahrtgastschiff angelaufen. Diese Linie führte von Potsdam über Kladow zur Station Wannsee und ging dann weiter Richtung Spandau, Charlottenbrücke. Das Dorf wurde damit quasi an die Berliner S – Bahn angebunden. Die andere Große Reederei die in diesem Gebiet operierte, die 1904 gegründete Teltower Kreisschifffahrt, nahm Kladow hingegen nicht in ihr Programm auf.
Die Verbindung Kladow – Wannsee als eigene Linie erschien zum ersten mal 1913, als Rundfahrtlinie Cladow – Beelitzhof – Wannsee im Fahrplan der SHDG Stern, diese Verbindung kann man als Vorgänger der heutigen BVG Linie von Wannsee nach Kladow sehen. Eine eigene Kladower Reederei wurde aber erst um 1909 von Max Riedel gegründet. Über diesen Betrieb sowie über die Kladower Verkehrs Gesellschaft mbH, die beide von Kladow aus Personenschifffahrt betrieben, ist heute leider sehr wenig bekannt. Max Riedel war mindestens ab 1909 der Eigner der drei Motorschiffe „Schildhorn“, „Gatow“ und „Cladow“. Der „Märkische Lloyd“ wie die Reederei sich später nannte, hatte noch die beiden Fahrgastschiffe MS „Cladow II“ und MS „Lindwerder“ in Fahrt.
1924: Kladower Verkehrs Gesellschaft mbH
Die um 1924 zum ersten Mal erwähnte Kladower Verkehrs Gesellschaft mbH., die 1932 in Konkurs ging, war die zweite Reederei, die von Kladow aus operierte. Sie verfügte 1930/31 über einen Schiffspark von sechs Schiffen. Es waren die Motorschiffe „Bromberg“, „Straßburg“, „Kattowitz“, „Posen“, „Danzig“ und das kleine Motorboot „Zieten“. Bekannt ist auch, dass diese Reederei auch eine Fährlinie nach Beelitzhof betrieb.
Wie sehr diese Schifffahrtsverbindungen für Kladow von Bedeutung waren, ist auch dadurch zu erkennen, dass eine Busverbindung erst ab Mitte der zwanziger Jahre zu Stande kam. Außer diesen Reedereien gab es in Spandau mit der Reederei Waldow noch eine weitere Reederei, die eine gewisse Verbindung zu Kladow hatte, denn nach dem ersten Weltkrieg ging sie eine Verbindung mit dem Märkischen Lloyd ein. Der „Märkische Lloyd“ ging aus der Reederei Max Riedel hervor.
1930: “Märkischer Lloyd”
Um 1930 war der „Märkische Lloyd“ Spandau im Besitz von Albert Redemann aus Spandau. Die Reederei nannte sich nun „Reedereien Waldow und Märkischer Lloyd, Inhaber Albert Redemann“. Sie verfügte aber über keine eigene Anlegestelle in Kladow. Mit der Bildung der „Märkischen Fahrgemeinschaft“, einer Verbindung mit der Kladower Verkehrs Gesellschaft, kam aber auch diese Reederei nach Kladow. So war Kladow um 1930 eingebunden in den Betrieb einer Großen Spandauer Reederei. Dieser Betrieb, 1935 nur noch Reederei Albert Redemann genannt, war dann noch bis zum zweiten Weltkrieg in diesem Gebiet tätig.
Nachkriegszeit: Stern- und Kreisschifffahrt
Nach dem Krieg gab es keine eigene Kladower Reederei mehr. Der Ausflugsverkehr nach Kladow wurde nun alleine von der Stern- und Kreisschifffahrt und den im Wannseebereich tätigen Reedereien des Berliner Reederverbandes durchgeführt. Die Anbindung Kladows nach Berlin wird mit BVG Buslinien gewährleistet, aber auch die von der Stern und Kreisschifffahrt im Auftrag der BVG durchgeführte Personenschifffahrt, die Fähre Wannsee – Kladow dient der Anbindung Kladows nach Berlin.
1924 Schwanenwerder
Eine kleine Besonderheit war die ab 1904 in Fahrt befindliche Fähre des Fährpächters Sniadecki, der die Konzession hatte, die auf der damals noch zum Amt Kladow gehörenden Insel Schwanenwerder wohnenden Schulkinder pünktlich nach Kladow zur Schule zu bringen. Diese Fähre bestand bis 1924, danach kam die Insel zu Zehlendorf.
Das Foto zeigt die gesamte Flotte der Kladower Verkehrsgesellschaft an ihrer Anlegestelle in Kladow im Jahr 1929. Als fünftes Schiff ist verdeckt durch das MS „Thorn“, das Vorschiff der „Posen“ zu erkennen. Links an Land ist noch das Übersetz- oder Mietmotorboot „Ziethen“ zu erkennen. Dieses Privatfoto entstand am 12.11.1929 und ist das einzige bekannte Bilddokument dieser Kladower Reederei. Ansichtskarten oder Privatfotos, Fahrpläne oder anderes Material und Informationen zum oben beschriebenen Thema fehlen, um die Kladower Schifffahrtsgeschichte zu dokumentieren.
Vielleicht besitzt ein Leser in seinem Privatbesitz zur Klärung dienende Materialien. Die Werkstatt Geschichte des Kladower Forum e. V. sowie der Autor würden sich über jede Information zum Thema freuen.
Autor: Manfred Bluhme